Carnivorum

Hallo,

wieder Mal ist es eine Kiesgrube, in der Karnivoren wachsen - und das gleich in Massen. Die Rede ist hier von Utricularia australis, einem einheimischen, aquatischen Wasserschlauch, der weltweit, sowohl auf der Nordhalbkugel, wie auch auf der Südhalbkugel verbreitet ist. Viel bedarf es eigentlich nicht. In der Kiesgrube wurde noch in den 70igern des letzten Jahrhunderts Sand und Kies abgebaut. Nach dem Abbau stellte sich schnell eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt ein. Die Grube liegt mitten im Wald und mag gerne 20 Meter tief sein. Ganz in der Mitte bildete sich ein Teich aus Grundwasser. Der Boden ist hier sehr lehmhaltig. Neben den feuchten Lebensraum mit Amphiebien, Libellen findet sich hier ebenso Trockenrasen an.

Ich kenne diesen Standort seit einigen Jahrzehnten und konnte die Veränderung dieses Lebensraums mit verfolgen. Anfangs gab es nur Sand, es gab Kiebitze und seltene Dünen-Vögel, die man sonst nur an Nord- und Ostsee vermuten würde. Das Grün erobert sich aber inzwischen mit aller Macht immer mehr seinen Lebensraum, die Erstsiedler verschwanden irgendwann und es kamen neue Arten. Als ich begann, mich für Karnivoren zu interessieren, kam mir in den Sinn, dass dieser Standort wohl ideal für aquatische Utricularia sein. Ich machte die Augen auf und sah das, für was ich vorher kein Auge hatte! Die Bedeutung dieses Standortes kann man allerdings erst dann begreifen, wenn man zur Blütezeit im Hochsommer erscheint. Erst dann wird klar, dass die Pflanzen hier den ganzen Teich zugewuchert haben. Man kann diesen Standort sogar besichtigen, ohne gegen Umwelt-Gesetze zu verstoßen, dieses Naturschutzgebiet ist auch ein Erholungsgebiet. Naja, wenn ich sehe, wie Hunde darin toben, habe ich schon manchmal gemischte Gefühle. Hier ist nicht nur Utricularia zuhause, sondern auch seltene Vögel wie Zwergtaucher oder Eisvogel und um so eine Ringelnatter ist es auch schade, wenn sie durch einen Hund zerbissen wird. Man findet hier praktisch zwei Welten vor, einmal das alltägliche Leben an Werktagen, an denen sich einige Mountainbiker und Wanderer praktisch in der riesigen Grube verlieren und dann eben das Wochenende - da zieht es den Berliner in die Natur und das auch mal in Massen.

Die Bilder lasse ich mal unkommentiert. Eine Kiesgrube ist sicherlich nichts Besonderes, aber hier dürfte ganz sicher ein Utricularia-Standort vorhanden sein, den es im Berliner Stadtgebiet nicht noch einmal gibt, gerade wenn man bedenkt, dass diese Art Utricularia australis in Berlin mit 1 (vom Aussterben bedroht) geführt wird. Trotz der Zugänglichkeit werde ich keine genaueren Angaben zum Standort machen. Einige Berliner kennen und schätzen ihn, aber es soll hier auch kein Wallfahrtsort werden, die Berliner Natur, so sie denn noch in so einer Form existiert, ist schon genug überlaufen. Drosera rotundifolia -Populationen gibt es unweit von diesem Standort in einigen Wald-Mooren, allerdings habe ich dort keine Drosera gesehen und sie werden es auch schwer haben, sich unbemerkt dort anzusiedeln, einfach weil der Standort zu überlaufen ist.













Mehr zu diesem Standort hier: http://www.killerpflanzen.com/utricularia_am_naturstandort/

An dieser Stelle vielen Dank an den jungen Naturfotografen Nicolas von Lettow-Vorbeck, der diesen Standort unabhängig von mir für sich entdeckt hat. Seine Cam ist um Einiges schärfer als Meine. Auf meiner Website könnt Ihr dann noch einige Landschaftsbilder sehen, die mir in diesem Kessel, in dem ich vor Helligkeit das Display meiner Knipse nicht erkennen konnte, verhältnismäßig gut gelungen sind - ich habe da einfach blind drauf gehalten.


Viele Grüße
Andreas